Lebenslanges Lernen
Man lernt ja bekanntlich nie aus. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir immer lernen werden. Immer, also auch nach unserer Schul-, Universitäts- oder Lehrausbildung. Anders als es das Wort AUSbildung impliziert, tun wir gut daran uns kontinuierlich weiterzubilden. Dafür brauchen wir keine Schulbank, nicht mal einen Schreibtisch oder (viel) Geld.
Was wir benötigen tragen wir bereits bei uns. Denn jeder Lernprozess findet im Kopf bzw. unserem Gehirn statt. Dort befinden sich rund 100 Milliarden Neuronen, kleine Nervenzellen, die sich während des Denkprozesses miteinander verbinden – auf diese Weise entstehen Synapsen, von denen wir schätzungsweise 100 Billionen haben. Durch regelmäßige Aktivierung derselben Synapsen, entstehen „Datenhighways“, die uns ermöglichen Wissen schnell aufzunehmen. Diese neuronale Lern-Infrastruktur unterliegt keinem Ablaufdatum, sondern steht uns bis ins hohe Alter zur Verfügung. Entscheidend ist also nur, dass wir sie auch nutzen.
Die Gelegenheiten seinen Denkapparat für Lernzwecke zu nutzen sind vielfältig. Laut Definition lernen wir, „durch den absichtlichen oder beiläufigen Erwerb von neuen Fertigkeiten„. Lerneinheiten müssen also nicht, wie in der Schulzeit, forciert werden, sondern können sich aus Alltagssituationen ergeben. Wege, über die wir beispielsweise lernen, sind:
- durch beobachten
- durch üben
- durch zuhören
- durch scheitern
- durch lesen
- durch ausprobieren
- durch nachdenken
- durch machen
- durch überwinden
Wir haben die richtigen Werkzeuge und eine Fülle an Gelegenheiten. Wie kommt es, dass wir uns trotzdem oft vor dem Erwerb neuer Fertigkeiten scheuen? Dass wir uns lieber auf das berufen, was wir bereits können?
Vielleicht ist es der schlechte Ruf, der dem Lernen in vielen deutschen Klassenzimmern vorauseilt und somit auch seine Spuren bei älteren Generationen hinterlassen hat?! Vokabeln lernen, Gedichte auswendig lernen, Matheaufgaben lösen… das sind nicht gerade Beispiele, die Euphorie in uns auslösen, sondern eher nach „Anstrengung“ klingen.
Der Grund dafür ist weniger die Abneigung gegenüber Sprache, Lyrik und Mathematik, sondern die fehlende Sinnhaftigkeit, die falsche Herangehensweise und oder das nicht vorhandene Interesse am genannten Lernstoff. Wenn wir täglich von außen an Inhalte herangeführt werden, deren Nutzen sich für uns nicht erschließt oder, für die wir kein Interesse haben und die uns praxisfern vermittelt werden, erklärt sich die fehlende Lernbereitschaft von selbst.
Besser wäre es, wenn wir uns aus intrinsischer Motivation, also aus eigenem Antrieb, für neue Themen begeistern könnten. Doch auch wenn dieser Idealfall nicht gegeben ist, kann man Lerninhalte so vermitteln, dass wir gerne bereit sind unsere Neuronen dafür zu verknüpfen. Wichtige Ansätze hierbei sind:
- Der Kontext: In welchem Zusammenhang stehen die Lerninhalte? Was sind verwandte Unterthemen?
- Der Bezug: Inwieweit haben die Lerninhalte Relevanz für mein Leben?
- Die Sinnhaftigkeit: Warum lerne ich diese Fertigkeit?
- Die Lehrmethode: Wie wird das neue Thema an mich herangetragen? Habe ich zum Beispiel die Möglichkeit mir die Lerninhalte interaktiv oder spielerisch zu erarbeiten?
- Der Nutzen: Welche Vorteile ergeben sich aus dem Lernprozess für mein Leben oder meine Umwelt? Welche Themen helfen mir dabei einen Wert für mein Privat- oder Berufsleben zu generieren?
- Das Selbstbewusstsein: Welche Lerninhalte entsprechen meinen Stärken und Interessen?
In Zeiten, in denen die einzige Konstante der Wandel ist, hat Lernverdrossenheit nichts zu suchen. Im Gegenteil: Es wird sowohl im Privat-, wie auch im Berufsleben immer wichtiger flexibel zu sein. Sich auf neue Situationen, Umstände und Entwicklungen einzulassen. Denn „wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“.
Selbstvertrauen kann im Lernprozess ein wichtiger Faktor sein. Darauf zu vertrauen, dass man, egal in welchem Alter oder unter welchen Umständen, immer wieder neue Fertigkeiten erlernen kann, unterstützt nicht nur den Lernprozess an sich, sondern steigert auch die Lernbereitschaft.
Ein sinnvoller Ansatz, um das Konzept des lebenslangen Lernens schmackhafter zu machen, liegt in der Vermittlung von LERNwissen. Wie lernt man richtig zu lernen? Weshalb ist es wichtig zu lernen? Wie können wir durch Lernen glücklicher, freier, eigenverantwortlicher, gesünder, flexibler und erfolgreicher werden?
Wem die Vorteile des Lernens bewusst sind, muss nicht gegensteuern – wichtig ist, dass das WARUM bzw. der Antrieb größer ist, als der Widerstand!
Hinterlassen Sie einen Kommentar
Wollen Sie an der Diskussion teilnehmen?Feel free to contribute!